2025 - Karl Jenkins' One World
Am Sonntag 19. Oktober 2025 wurde die Martinskirche in Leutkirch zum Schauplatz eines eindrucksvollen musikalischen Erlebnisses: Unter der Leitung von KMD Franz Günthner erklang Karl Jenkins’ Oratorium One World – ein Werk, das in seiner Botschaft aktueller nicht sein könnte.
Bereits beim ersten Ton wurde spürbar: Dieses Konzert wollte mehr als nur unterhalten. One World ist ein musikalisches Bekenntnis zu Frieden, Verantwortung und Zusammenhalt in einer zerrissenen Welt. Der walisische Komponist Karl Jenkins verbindet darin kraftvolle Chorsätze, orchestrale Wucht und spirituelle Tiefe zu einem Klangbild, das unmittelbar berührt.
„Wir wollten ein Statement setzen“, begrüßte Pfarrer Erzberger die Zuhörer – und genau das ist gelungen. Jenkins greift in seinem Werk Themen wie Klimawandel, Populismus und Fremdenfeindlichkeit auf und verwandelt sie in musikalische Ausdruckskraft. Trotz der ernsten Inhalte endet One World hoffnungsvoll – mit einer Vision von Versöhnung und Zuversicht, die den Kirchenraum noch lange erfüllte.
Beeindruckende Klangfülle
Rund 70 Mitwirkende – Mitglieder der Kantorei, Projektsängerinnen und -sänger, der Jugendchor sowie das Ensemble Vocal – formten gemeinsam mit der Kammerphilharmonie Bodensee-Oberschwaben einen imposanten Gesamtklang. Schon die ersten Takte zeigten, wie fein abgestimmt Chor und Orchester agierten. Besonders beeindruckend war das Zusammenspiel der fünf Schlagzeuger und des großen Bläserensembles, das für rhythmische Spannung und emotionale Tiefe sorgte.
Die Musik spannte einen weiten Bogen – von sphärischen Klängen und filigranen Soli bis hin zu monumentalen Chorpassagen mit bis zu zwölf Stimmen. Immer wieder entstanden Gänsehautmomente, etwa im Satz Tikkun Olam („Repariert die Welt“) – dem zentralen Appell des Werkes, der eindrücklich zum Innehalten und Nachdenken einlud.
Trotz seiner klanglichen Dichte bewahrte das Werk eine klare spirituelle Linie. Jenkins’ Musik, die Einflüsse aus klassischer Musik, Weltmusik, Gregorianik, Oper und Rap miteinander verbindet, schafft es, Grenzen zu überwinden und Brücken zwischen Kulturen zu schlagen.
Als die letzten Töne verklangen, blieb eine besondere Stille im Raum – ein Moment des Innehaltens, bevor der lang anhaltende Applaus einsetzte. Viele Zuhörerinnen und Zuhörer zeigten sich tief bewegt und wollten den Kirchenraum nicht verlassen.
Das Konzert war nicht nur ein musikalisches Ereignis, sondern ein geistliches Erlebnis, das zum Nachdenken über Verantwortung und Zusammenhalt in einer zerrissenen Welt anregte.
Mit One World hat der Förderverein Kirchenmusik und die Kantorei von St. Martin Leutkirch einmal mehr gezeigt, dass Kirchenmusik weit mehr sein kann als Tradition – sie kann Zeichen setzen, Menschen verbinden